Bemerkenswert

„Richtig“ trauern in der Psychotherapie?

Im Laufe des Lebens kommt es immer wieder vor, dass wir den Verlust eines geliebten Menschen erleiden.

Es ist der Lauf des natürlichen Lebens, Tod und Trauer, welcher immer wieder Verluste mit sich bringt, welche wir verarbeiten müssen. Plötzlich ist man Hinterbliebener. Trauer kann verschiedene Formen annehmen und wird oft von starken Emotionen begleitet. Der Verlust kann den Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung oder den Verlust eines Arbeitsplatzes umfassen. Manchmal müssen wir uns auch trennen von Bildern und Vorstellungen, welche wir von jemandem hatten.

Trauernde Menschen können Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Schuldgefühle und eine tiefe Leere erleben. Manchmal kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um mit dem Verlust umzugehen. Ein Psychotherapeut oder Psychologe in der Nähe kann bei der Bewältigung der Trauer helfen und Wege aufzeigen, wie mit dem Verlust umgegangen werden kann. Durch Gespräche im sicheren Raum einer Psychotherapie oder psychologischen Beratung kann der Trauerprozess begleitet werden und dabei helfen, die aufkommenden Emotionen zu verstehen und zu verarbeiten. 

Rein formal gibt es in der Trauerarbeit vier Phasen der Trauer: Das anfängliche Leugnen, dann das Realisieren durch starke Emotionen, das Sich-Trennen und die Neuorientierung. 

Solche Konzepte wie die Trauerphasen sind ein wichtiger Ansatzpunkt, doch sicher erleben wir alle das Trauern auf eine andere Weise. Und durchlaufen die unterschiedlichen Phasen auch mehrfach. 

Und manchmal braucht es einige Schleifen und wir erleben die gleichen Erinnerungen, Gedanken und Empfindungen mit Emotionen immer und immer wieder. 

Das kann anstrengend werden. Doch es lohnt sich, alle aufkommenden Empfindungen wahrzunehmen und nicht weg zu schieben, auch, wenn es sich sehr unangenehm anfühlt. Alles, was aufkommt in uns, an Gedanken und Empfindungen, hat seine Berechtigung. Sonst wäre es nicht aufgekommen. Es kommt nicht von irgendwo, sondern aus uns, aus unserem Inneren.

Und da sollten wir hinschauen. 

Und uns nicht selbst zensieren und über uns urteilen, sondern uns selbst liebevoll zuhören. Denn hierzu sei gesagt: Keine Empfindung bleibt für immer. Es sind stets Wellen, die kommen und gehen. Manchmal kommen auch starke Wellen, dann wieder schwächer. Oder auch mal gar keine. So wie das Wetter nicht exakt vorhersehbar ist, so sind auch unsere Gedanken, Empfindungen und Emotionen nicht.

Denn wir können nie genau planen, wem wir im Leben begegnen, in welche Situationen wir kommen und was das in Kind auslöst. Die Kunst des Lebens liegt nicht darin, die Wellen zu vermeiden, sondern sie zu reiten. Wer möchte schon mit seinem Surfbrett passiv am Strand stehen, und nur die Wellen des Lebens betrachten?

Jede Träne reinigt uns vom Alten, was wir nicht mehr brauchen, und öffnet uns für den Weg, der vor uns liegt. 

Trauerbegleitung schafft Platz für Neues in uns. 

Emotionen verwandeln

Unsere Emotionen sind nicht die ultimative Wahrheit. Sie entspringen aus Empfindungen im Körper, oder entstehen aus Gedanken und zeigen sich dann als Empfindung im Körper.

Je nachdem, welche Emotion wir spüren, fühlen wir uns wohl oder nicht. Wir können jedoch selbst bestimmen, wie es uns langfristig geht.

Denn wir können Emotionen langfristig verwandeln.

Das beginnt jedoch damit, und das ist der schwierigste Teil, die – auch unangenehmen – Emotionen zunächst einmal wahrzunehmen.

Keine Emotion ist an sich negativ oder positiv. Denn ob etwas negativ oder positiv ist, das entscheiden wir selbst. Es hilft uns, wenn wir nicht bewerten, kommentieren oder urteilen.

Wenn wir also in eine Emotion hineingehen, sie zulassen und ganz spüren, dann können wir sie loslassen. Wo spüren wir die Emotion als Empfindung im Körper?

Es ist möglich, Emotionen zu verwandeln. Das klappt vielleicht nicht beim ersten Mal und nicht immer, doch Dranbleiben lohnt sich.

Was wäre, wenn Traurigkeit sich in Freude wandeln kann? Oder Angst in Gleichmut, woraus Kraft und Motivation entstehen, Dinge anzupacken? Oder wenn die Energie der Wut für neue Projekte genutzt wird?

Emotionen entstehen in unserem Geist und in unserem Körper, und wir haben so viele Möglichkeiten, und weiter zu entwickeln.

Über Gelassenheit

Wenn wir gelassen sind, so haben wir eine Ruhe im Innern, sind friedlich und ausgeglichen. Stille breitet sich aus in unserem Inneren.

Gelassenheit beinhaltet bereits den Begriff des Lassens. Das bedeutet, dass wir Gedanken und Emotionen nicht folgen müssen. Es macht Sinn, dass wir sie wahrnehmen und nicht wegschieben. Aber es ist wenig hilfreich, wenn wir uns in Gedanken oder Emotionen verlieren. Wir lassen sie einfach, wie sie sind. Und für unser Leben bedeutet Gelassenheit, dass wir nicht in übermäßiger Aktivität sind, sondern uns besonnen bewegen.

Gedanken und Emotionen sind nicht die Wahrheit, sondern lediglich eine Empfindung, welche in unserem Innern entstehen kann. Wenn wir ihnen folgen, können wir innerlich unruhig werden und sind dann nicht mehr gelassen. Es folgt ein inneres Hin und Her, was sich auch äußern kann durch schnelles Sprechen. Dies zeigt die innere Hektik an.

Aus diesem Inneren Zustand der Unruhe heraus kann nichts entstehen, was uns weiterbringt.

Wir sind dann wie ein unruhiges Meer mit hohen Wellen, und da fällt es schwer, unser Schiff, unser Leben, zu steuern.

Nur aus Gelassenheit heraus entstehen neue Ideen, und wir können unser Leben entsprechend dieser Ideen gestalten.

Das unperfekte Leben macht uns spontan

Oft verläuft unser Leben anders als wir es geplant hatten. Menschen verhalten sich anders als erwartet, Pläne verändern sich oder lösen sich auf.

Dabei kann es uns helfen, wenn wir uns mehr und mehr darin üben, Vorstellungen, Ideen und Wünsche loszulassen. Denn fixe Ideen machen uns innerlich abhängig von einem bestimmten Endzustand. Das engt uns mental ein und macht unfrei.

Viel schöner fühlt es sich hingegen an, wenn wir uns gänzlich von Vorstellungen beginnen zu lösen oder uns mehrere mögliche Szenarien vorstellen.

Oft haben unsere Vorstellungen mit anderen Menschen zu tun. Alle Menschen haben verschiedene Facetten, welche wir im Laufe von Begegnungen kennen lernen. Und genau diese Facetten machen Beziehungen so spannend, aber auch unvorhersehbar.

Es ist jedoch mit anderen Menschen und in unserem Leben generell so, dass immer etwas passiert. So, wie es in natürlichen Ökosystemen keinen Stillstand gibt, sondern stetige Veränderung, ist es auch mit unserem Körper, unserer Seele und unseren Beziehungen so, dass diese sich ständig verändern. Es passiert immer etwas.

Wenn wir uns der Veränderung öffnen, gelingt uns das am ehesten, wenn wir spontan sind. Das können wir erreichen durch das Loslassen von fixen Ideen und wünschen. Durch das Loslassen entsteht eine positive Leere und so ein Raum, in dem Leben geschehen kann.

Leichtigkeit bringt Lebensfreude

Das Leben wird leicht, wenn wir es nicht schwer nehmen. Was auch passieren mag, wir können stets entscheiden, wie es uns damit geht. Lasten können wir ablegen, wie einen schweren Rucksack, wenn wir ihn nicht mehr tragen wollen.

Wenn wir lange grübeln über alles, was war oder nicht war, was hätte sein können, dann nehmen wir unsere Vergangenheit und uns selbst vielleicht zu ernst. Erinnerungen sind keine Tatsachen, sondern sie sind verändert durch begleitende Gedanken, Emotionen und Gefühle. Somit ist es immer subjektiv, was wir erleben und wie wir uns erinnern.

Leicht wird es, wenn wir es leicht nehmen. Das bringt freudige Gedanken und Gefühle, Lachen und neue Ideen.

Vielleicht hat alles, was wir erleben durften, einen tieferen Sinn. Der Sinn erschließt sich uns vielleicht nicht unmittelbar, aber doch im Laufe der Zeit.

Und mit leichten Gedanken, freudigen Gefühlen und einem Lebenssinn stellt sich auch die Lebensfreude dauerhaft ein!

Die Power der Trauer

Traurigkeit kann ein äußerst schmerzliches Gefühl sein. Daher wehren wir uns innerlich dagegen, weil wir wissen, dass es es sehr unangenehm werden kann.

Es lohnt sich dennoch, wenn wir Trauer zulassen. Wenn wir traurig sind und weinen, scheint es manchmal, als wenn die ganze Welt um uns herum stehen bleibt. Es ist ein Moment des tiefen Innehaltens. Diese Momente des tiefen Innehaltens erlauben eine Pause im betriebsamen Leben und machen es uns daher möglich, den ganzen Schmerz des Verlusts, der Trennung, des Abschieds zu spüren.

Dem Schmerz erlauben, da zu sein

Das klingt jetzt erstmal nicht sehr erstrebenswert, da es ein schmerzliches Gefühl ist. Der zentrale Punkt ist aber, dass durch das ganz bewusste Zulassen der Traurigkeit es möglich wird, diese zu überwinden. Denn nach dem Innehalten ergeben sich neue Möglichkeiten und Ideen. Kein Gefühl ereilt uns einfach aus heiterem Himmel. Es gibt dafür immer eine Ursache, die es zu entdecken gilt.

Vielleicht will uns die Traurigkeit einfach nur das Loslassen ermöglichen, damit wir im Leben voranschreiten und uns weiter entwickeln können. Und so zu neuer Lebensfreude kommen. Dann kann sich die Trauer sozusagen „wieder schlafen legen“, da sie ihre Aufgabe erfüllt hat.