Neuer Schwerpunkt: Übertriebene Verantwortlichkeit

Verantwortung zu übernehmen und damit verantwortlich zu handeln, ist grundsätzlich etwas Gutes.

Wir können etwas bewirken und gestalten durch die Übernahme von Verantwortung, und unser Leben in die eigenen Hände nehmen. Hierin liegt viel Freiheit. 

Doch es kann vorkommen, dass wir zu oft und für zu viele Dinge die Verantwortung übernehmen. Wenn solch ein Handeln zum Verhaltensmuster wird, spricht man von übertriebener Verantwortlichkeit.

Übertriebene Verantwortlichkeit bedeutet, dass wir glauben, den ausschlaggebenden Einfluss für Ereignisse oder wegen eines entstandenen Schadens zu haben.

Dies kann zu diversen psychischen Symptomen führen, und unsere mentale Gesundheit gefährden.

Diese Form der Verantwortung kann folglich überall dort auftreten, wo auch ein Schaden entstehen kann. 

Sie zeigt sich vor allem in den folgenden Dimensionen:

  • Ausgeprägte moralische Ansprüche
  • Gefühl eines hohen Einflusses auf Ereignisse 
  • Einschätzung, dass Unterlassungen genau so schlimm sind wie Handlungen 
  • Neigung, keine Fehler machen zu dürfen 
  • Starkes komplettes Überdenken von Verantwortungssituationen 

Wir lassen dabei jedoch außerhalb der Betrachtung, dass es auch andere Menschen und Umstände gibt, die einen Einfluss auf Ereignisse haben.

Ein ausgeglichenes Leben

Langfristig können wir zufrieden leben, wenn wir eine Balance gefunden haben.

Dabei geht es um die Balance in allen Bereichen unseres Lebens: Beruflich, Hobbies, Freundschaften, Liebesbeziehungen, Finanzen, Spiritualität und vieles mehr.

Die wesentlichen Bereiche des Lebens definiert jede und jeder für sich selbst, da gibt es kein Patentrezept.

Daher ist auch Balance für jeden und jede etwas anderes. Balance bedeutet Gleichgewicht. Dabei geht es um Ausgewogenheit.

Es ist wie mit einer Waage: Wenn wir auf der einen Seite zu viel haben, fehlt auf der anderen Seite etwas.

Das kann zu Zuständen der Erschöpfung führen, und zu innerer Unruhe.

Wenn wir viel arbeiten, dann haben wir weniger Zeit für unsere anderen Lebensbereiche. Wenn wir hingegen wenig oder gar nicht arbeiten, kann es finanziell eng werden.

Daher macht es Sinn, wenn wir uns mit den Säulen unseres Lebens beschäftigen, den wichtigen Bereichen unseres Lebens, sofern wir aus dem Gleichgewicht geraten sind. So können wir klar sehen, was in unserem Leben wesentlich ist.

Mit dieser Klarheit können wir unser Leben wieder in die Balance bringen, und leben ausgeglichener. Das bringt uns Zufriedenheit, worin sich das Wörtchen Frieden steckt. Und aus dem inneren Frieden heraus können wir dem Leben mit Ruhe und Gelassenheit begegnen, was auch immer für Stürme kommen mögen.

Erwartungen und Wirklichkeit

Manchmal fühlen wir uns vielleicht überfordert, wenn wir glauben, dass andere viele Erwartungen an uns stellen.

Das kann sogar bis zur Erschöpfung führen, oder auch Angst und Depression auslösen, wenn wir ständig an Erwartungen von andren denken und in intensive Emotionen von Angst oder Grübelspiralen kommen.

Erwartungen sind verknüpft mit Verantwortung. Wir haben jedoch lediglich Verantwortung für uns und unser Leben, nicht für andere. Es ist wichtig für unsere mentale Gesundheit, zu wissen, wo unsere Verantwortung in einer Beziehung liegt, und wo sie endet.

Dann vergessen wir uns selbst nicht mehr und die Fürsorge für uns selbst.

Doch letztlich kreieren wir vermeintliche Erwartungen von anderen immer in uns selbst.

Niemand erwartet etwas von uns, sondern wir erwarten immer etwas von uns selbst.

So können wir also fragen: „Ist das, was ich gerade denke oder fühle, wirklich eine Erwartung eines anderen an mich?“

Diese Frage hilft als Realitäts-Check, um zu prüfen, ob Erwartungen der Wirklichkeit des anderen, um den es geht, wirklich entsprechen.

Denn das, was jemand anderes uns sendet in Form von Worten, ist nicht immer das, was auch bei uns ankommt.

Dabei hilft auch offene und ehrliche, transparente Kommunikation. So können wir uns verständigen und klar machen, was wir uns vom anderen wünschen, und er oder sie sich von uns.

So entsteht innere Ruhe in uns, wir können einander vertrauen und gute Beziehungen zueinander pflegen, ohne unsere Unabhängigkeit und damit Freiheit aufzugeben.

Denn Beziehungen mit Tiefe können nur auf dieser Basis entstehen, ohne strenge Erwartungen an unserer Gegenüber.

Und so können wir mit der Zeit lernen, auch unsere eigenen Erwartungen an uns selbst – die vermutlich sehr hoch sind – etwas herunter zu schrauben. Für mehr Zufriedenheit, Gelassenheit und Leichtigkeit.

Ich denke nicht, also bin ich

Der Philosoph Descartes hat mal gesagt: „Ich denke, also bin ich“.

Jedoch gilt es gerade für Depression, Ängste und Erschöpfung, dass es weniger Denken braucht.

Denn produktives Denken ist zielgerichtet. Es geht zum Beispiel darum, etwas zu planen, zu rechnen, zu tüfteln oder kreativ zu sein.

Doch das Denken, welches uns auf Dauer ermüdet, ist nicht produktiv. Wir denken und denken, in Schleifen, um immer wieder die gleichen Themen. Das Denken ist unproduktiv, denn selbst nach Stunden kommen wir nicht weiter. Wir sitzen irgendwo, und denken, aber es ändert sich nichts. Denn vom Denken allein bewegen wir uns nicht.

Bevor uns also regelmäßig die Müdigkeit ereilt vom vielen Denken, können wir zum Beispiel Meditation probieren. Dadurch lernen wir mit der Zeit, unsere Gedanken zu beobachten, und dann können wir sie auch lenken.

Jegliche Bewegung hilft auch, denn dann kommen wir in den Körper, und weg vom stets denkenden Geist.

Wir sollten immer daran denken, dass wir nicht nur Kopf sind, sondern auch immer Körper.

Körper und Geist sind eine Einheit. Wenn wir eine Seite überbeanspruchen, dann fühlen wir uns unausgewogen. Etwas fehlt, und etwas anderes ist zu viel.

In diesem Sinne gilt also auch: Ich denke weniger, also bin ich mehr.

Angst verstehen

Angst ist eine Emotion. Emotionen kommen und Emotionen gehen. Wir können Emotionen betrachten als Wellen im Meer.

Jede Emotion, auch Angst, ist letztendlich Energie.

Angst weist uns auf potenzielle Gefahr hin und will uns beschützen.

Wenn wir das Gefühl haben, uns in Angst zu verlieren, oder sie uns zu überwältigen droht, dann kann uns das Bild von Wellen helfen.

Keine Emotion dauert länger als 30-120 Sekunden.

Wir machen uns das Leben anstrengend, wenn wir immer wieder in die gleiche Schleife von Emotion kommen, zum Beispiel von Angst. Das kann passieren, wenn wir immer wieder die gleichen Gedanken haben, oder die Emotion der Angst sich in einer Körperempfindung zeigt. Mit der zeit verlieren wir daher Energie, da uns das ständige Gefühl von Angst mehr Energie kostet, als es uns gibt.

Was kann uns helfen?

Jeder Moment unseres Lebens gibt uns die Möglichkeit, alles neu zu betrachten.

Gehen wir mal mit Neugier heran an die Angst: Was will sie uns sagen, oder zeigen? Was steckt hinter der Angst? Und ist die Angst wirklich realistisch, droht uns reale Gefahr?

Wenn wir beginnen, Angst zu hinterfragen, können wir sie verstehen lernen.

Die Angst selbst muss uns keine Angst machen, da sie lediglich eine Empfindung ist, oft verbunden mit Gedanken. Das ist aber nicht die Wirklichkeit, sondern unsere Betrachtung der Wirklichkeit, da wir gerade so empfinden.

Wir müssen uns nicht fürchten vor der Angst. Wenn wir gegen die Emotion ankämpfen, verlieren wir lediglich Energie.

Wenn wir sie hingehen fühlen, die Emotion also durchstehen, können wir zu einer neuen Wahrnehmung der Wirklichkeit gelangen.

Eine Psychotherapie kann dabei helfen, Emotionen zu hinterfragen und zu verstehen.

Erschöpfung verstehen

Wir erschöpfen uns letztendlich selbst.

Denn niemand und nichts kann uns erschöpfen. Wir selbst sind es hingegen, die sich an Gedanken machen und Emotionen erschöpfen.

Alle Gedanken, so wir ihnen folgen, sowie auch alle Emotionen, kosten uns Kraft. Natürlich geben uns positive Emotionen wie Freude, oder gar Euphorie, auch viel Kraft. Doch kein Mensch kann dauerhaft euphorisch sein.

Wir sind nicht dafür gemacht, in Extremen zu leben.

Wir sollten daher auch nicht zu viel denken. Denn zu viele Gedanken führen uns immer wieder in Schleifen, und können auch Emotionen hervorrufen sowie Verhalten hervorbringen.

Wir selbst haben die Möglichkeit, jederzeit gedanklich auszusteigen aus der Schleife. Das spart uns Energie, und gibt uns Ideen für neue Blickwinkel und Veränderung in unserem Leben.

Es liegt viel Kraft darin, wenn wir verstehen, dass niemand die Macht hat, uns zu erschöpfen. Wir haben die Freiheit der Entscheidung, unser Verhalten und unsere Gedanken zu hinterfragen. Nutzen wir diese Möglichkeit!

Verantwortung realistisch begegnen

Es gibt Dinge in unserem Leben, für die wir die volle Verantwortung tragen, sobald wir erwachsen sind.

Verantwortung kann eine große Freude sein, da wir dann erkennen und fühlen, was wir alles bewirken können.

So kümmern wir uns um unseren Haushalt, erfüllen unsere beruflichen Aufgaben und sorgen auch dafür, dass es uns selbst gut geht. Wir bauen Beziehungen auf, und pflegen sie. Vielleicht haben wir eigene Kinder oder kümmern uns um welche, und begleiten sie Schritt für Schritt in eigene Verantwortung.

Manchmal kommen wir jedoch in den Bereich der übermäßigen Verantwortung, durch die wir schnell unsere eigenen Grenzen überschreiten.

Wir müssen lernen zu erkennen, wo unsere Verantwortung beginnt und wo sie endet.

Wir merken zu viel Verantwortung relativ schnell im körperlichen Bereich, wenn wir zum Beispiel zu viel auf einmal tragen wollen, ganz plastisch am Bild von Einkaufstüten oder Umzugskartons. Die Schwere merken wir körperlich sehr schnell, und legen die zu große Last ab.

In Beziehungen gestaltet sich das Ablegen von zu großer Last etwas abstrakter, und wir brauchen einige Zeit, um hinzuschauen, uns selbst zu spüren – und unsere Grenzen – und dann zu handeln.

Sonst kommen wir langfristig in Beziehungsdynamiken, die uns nicht gut tun und uns mehr Energie nehmen, als sie geben. Das laugt aus und kann neben Erschöpfung auch zu depressiven Symptomen führen.

Es ist nicht einfach, klare Grenzen zu ziehen. Doch wir sind erwachsene Menschen und nicht mehr hilflose Kinder, und können somit mündig handeln und abgrenzen lernen.

Das erschöpfende Gedankenkarussell

Alle Gedanken geben oder nehmen uns Energie. Denn Gedanken führen oft zu Emotionen, oder Emotionen rufen Gedanken hervor.

Wenn sich ein ganzer Strudel von Gedanken entwickelt, oder ein Gedankenkarussell, so kann es uns erschöpfen und wir fühlen uns sehr müde. Diese Gedankenkarusselle sind nicht produktiv, da sie oft Schleifen drehen und wir somit mit unserem Kernproblem oder der eigentlichen Frage gar nicht eitert kommen. Dahinter steckt oft Angst, die gebunden wird durch die vielen Gedanken.

Wir können Strategien entwickeln, um dies zu stoppen, zum Beispiel in dem wir uns ein Stoppschild vorstellen oder einfach „Stopp“ sagen. Es hilft auch, wenn wir das Umfeld verändern, zum Beispiel nach draußen gehen, oder mit lieben Menschen sprechen. So bekommen wir neue Impulse und können aus dem Karussell aussteigen.

In jedem Fall geht es darum, nicht zu viel Energie an Gedankenkarusselle zu verlieren, da uns die dann an anderer Stelle für eine gute Lebensqualität fehlt.

Wenn wir in Beziehungen an Grenzen kommen

Manchmal sollten wir erkennen, wenn wir in einer Beziehung nicht mehr weiter kommen. Wir haben vielleicht lange versucht, uns zu verändern, immer wieder hinterfragt, reflektiert.

Doch irgendwann gelangen wir vielleicht an einen Punkt, welcher die Grenze des anderen berührt. Wir müssen erkennen, dass es nicht an uns liegt und wir keine Fehler gemacht haben.

Dann ist es so, dass es nicht mehr in unserer Verantwortung liegt, die Beziehung zu gestalten.

Wir können es so betrachten, dass wir dem anderen seihen eigenen Raum geben, um zu heilen. Doch wir selbst können keinen anderen Menschen heilen.

Und manchmal bleibt uns nur, uns zurück zuziehen aus der Beziehung, weil sie uns einfach nicht gut tut. Das ist keine Vermeidung, sondern Selbstschutz und zeigt Selbstliebe.

Dann können wir erfahren, wie wir nach und nach wieder mehr Energie haben. Denn Beziehungen, in denen wir viel geben und wenig zurück bekommen, die kosten uns viel Kraft.

Wenn wir uns antriebslos fühlen

Wenn wir uns antriebslos fühlen, dann kann dies auf eine Depression oder depressive Episode hinweisen, muss es aber nicht.

Antriebslos bedeutet zuerst einmal lediglich, dass wir wenig Energie haben und uns lustlos fühlen.

Nun können wir genauer hinsehen, auf welche Bereiche unseres Lebens sich die Antriebslosigkeit bezieht. Geht es um den eigenen Haushalt, unseren Sport, oder um größere Themen wie unsere Beziehungen, oder den Beruf?

Wir sollten zudem unterschieden, ob wir diesen Energiemangel dauerhaft fühlen, oder ob es sich nur um eine Phase handelt. Das kann auch wetterbedingt sein, wenn es besonders heißt ist im Sommer, oder kalt und dunkel im Winter.

Es lohnt sich, genau hinzuschauen, was unsere Lustlosigkeit hervorruft. Geht es wirklich um ein Thema, welches uns Energie entzieht, oder fehlt es an Ausgleich für als lästig wahrgenommene Verpflichtungen?

Es gibt viele Möglichkeiten, wieder in die eigene Energie zu kommen. Daher lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Was sind unsere Bedürfnisse, was sind unsere Werte? Was belastet uns, was gibt uns Freude und erfüllt uns?