Trigger – Vom Auslöser zur Auflösung? So sinnvoll sind Trigger

Ein Blick. Eine Geste. Ein Gespräch, und ein bestimmtes Thema kommt auf. Ein Geruch. Ein Geschmack. Ein Instagram Reel. Ein Gedanke. Ein Ereignis. 

Triggern kann uns so ziemlich alles. 

Was ist ein Trigger, und wie können wir damit umgehen und ihn vielleicht sogar auflösen?

Was ist ein Trigger konkret? 

Der Begriff der Trigger ist ein viel verwendeter Begriff in den sozialen Medien. Zudem gibt es Trigger-Warnungen im Internet. 

Wir Psychologen kennen Trigger sehr gut. 

Die Psychologie betrachtet einen Trigger zunächst einfach als einen Auslöser. Es geht dabei um einen auslösenden Reiz. Dieser kann von außen kommen, durch Gerüche, Geschmäcker, etwas, das wir hören, sehen oder auch fühlen. Es kann aber auch vorkommen, dass wir getriggert werden von einem Gedanken oder einem inneren Bild, welches plötzlich in unserer Vorstellung auftaucht. Trigger erleben wir immer unerwartet. 

Uns kann also viel triggern. Doch was macht das mit uns?

Was uns triggert, ist immer unangenehm

Trigger lösen etwas in uns aus, was uns an seelische Verletzungen, Belastungen, Konflikte oder Probleme erinnert. Es fühlt sich daher für uns stets unangenehm an. Je nach Intensität des Triggers fühlen wir mehr oder weniger an unangenehmen Empfindungen.

Trigger sind somit nicht rational.  Sie basieren auf etwas, das wir erlebt haben, aber bisher noch nicht verarbeitet haben. Oft konnten wir das Erlebte in der Zeit, als wir es erlebten, noch nicht verarbeiten. Wenn Verarbeitung gelingt, dann sprechen wir nicht mehr darüber, weil es für uns keine – vor allem emotionale – Relevanz mehr hat. 

Was uns seelisch verletzt oder belastet, hängt immer von uns selbst ab. Wir alle haben eine eigene Wahrnehmung. Niemand nimmt das wahr, was wir wahrnehmen. Was für den Einen oder die Eine eine große Belastung ist, ist für andere gar nicht weiter relevant. Somit erlebt jeder und jede von uns einen Trigger anders und wird auch von anderen Reizen getriggert. 

Bei Triggern handelt es sich stets um ein belastendes, weil schmerzhaftes Erlebnis. Wir erinnern oft nicht die Fakten, sondern unser Gedächtnis speichert Erlebtes nach den durchlebten Empfindungen ab, welche sich in verschiedenen Körper-Empfindungen zeigen oder sich in Emotionen wandeln können. Trigger wirken daher wie eine Aktualisierung von meist weit zurückliegenden und längst vergangenen Zeiten. 

Körperlich erfahren wir Trigger oft durch Schwitzen, erhöhten Herzschlag, Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Verstopfung sowie Blähbauch oder Zittern. 

Trigger sind sinnvoll

Trigger sind negativ verknüpft mit mentalen Belastungen und gelten folglich als etwas, dass wir lieber nicht haben oder anschauen wollen. 

Trigger sind zwar zunächst sehr unangenehm, weil sie sich einfach nicht gut anfühlen, aber in ihnen steckt so viel drin für uns. Es fühlt sich an wie eine Warnung, doch eine Warnung vor was?

Trigger sind Hinweisreize, welche uns vor erneutem Erleben von negativen Gefühlen und damit verbundenem Schmerz schützen wollen. Das ist zunächst eine gute Sache, weil wir darauf hinwirken wollen, viel Positives zu erleben. Unser Körper ist stets darauf bedacht, unser Überleben zu sichern. 

Unser Gedächtnis ist mit unserem Nervensystem verknüpft, weil unsere Erinnerungen in unserem Gehirn, aber auch in unserem Körper gespeichert werden.  

In unserem Nervensystem ist alles gespeichert, was wir je erlebt haben. Alle Situationen, Reize, alle durchlebten Umfelder und alle Begegnungen mit Menschen. 

Daher fühlen wir, wenn wir getriggert werden, oft unangenehme Empfindungen, verbunden mit negativen Gedanken, welche Angst, Wut oder Traurigkeit auslösen können. 

Vom Trigger zur Heilung

Trigger sind zwar sinnvoll, aber sie sagen uns nicht die Wahrheit. Es handelt sich stets um Erfahrungen, welche wir als belastend, schmerzhaft oder sogar traumatisch und lebensbedrohlich erlebt haben. Manchmal kann auch eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) als psychische Erkrankung vorliegen, wenn Flashbacks auftauchen, d.h. Erinnerungen an eine traumatische Situation tauchen wieder und wieder vor dem geistigen Auge auf. Traumatisierte Menschen erleben Trigger viel häufiger als solche, welche keine traumatischen Erfahrungen durchlebt haben. 

Da es sich bei Triggern jedoch um Erfahrungen handelt, basieren Trigger stets auf der Vergangenheit. Da wir jedoch nun in der Gegenwart sind und die Vergangenheit „vergangen“ ist, so bieten uns Trigger die Möglichkeit, unsere Wahrnehmung sozusagen zu aktualisieren. 

Das Wiederholen und Immer-Wieder-Durchleben der Trigger-Empfindungen kann sehr anstrengend sein, vor allem für uns selbst. Es ist auch nicht sehr konstruktiv, da wir immer wieder in die gleichen Schleifen geraten. Zudem leiden wir auch körperlich, wenn wir immer wieder unangenehme Empfindungen durchleben.  

Daher ist es wichtig, Trigger zu hinterfragen. Ist meine aktuelle Reaktion auf eine Situation noch angemessen? Wie kann ich einen neuen Umgang mit dem finden, was mir aktuell begegnet und was ich erlebe? Wie kann ich bestimmte, für mich unangenehme Situationen in der Zukunft vermeiden?

Trigger und der Realitätscheck 

In jedem Fall will uns ein Trigger nichts Böses. Letztlich ist jeder Trigger erstmal nur ein Hinweis. 

Trigger bieten uns eine tolle Möglichkeit, uns selbst zu erkennen. Dadurch können wir uns von alten Mustern Schritt für Schritt lösen. 

Es erfordert jedoch, dass wir die auslösenden Situationen anschauen und uns damit auseinandersetzen. Das kann zunächst anstrengend werden, aber das lohnt sich. 

Manchmal kann es hilfreich sein, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um gemeinsam Trigger zu erkennen und zu verarbeiten. Die Verarbeitung des Erlebten unterstützt uns dabei, neue Wege im Leben gehen zu können. 

Wir können Trigger auch betrachten als Signal für einen Realitätscheck. Was empfinde ich, und passt das noch zur gegenwärtigen Situation?

Bei der Auflösung von Triggern spielen somit die eigene Motivation und Bereitschaft, hinzuschauen, eine entscheidende Rolle. Ohne den Einsatz des eigenen Willens wird sich nicht viel verändern. Denn Veränderung beginnt immer mit uns. Unterstützung kann uns dabei helfen, aber letztlich sind wir es selbst, welche die Veränderung umsetzen. 

Zudem ist es sehr wichtig, dass wir unterscheiden lernen zwischen der rationalen und emotionalen Perspektive.

Vielleicht gelingt es uns, neue Einsichten auf uns selbst im Hier und Jetzt zu entwickeln, und damit auch die Vergangenheit neu einzuordnen. 

Die Zukunft spiegelt nur dann die Vergangenheit, wenn wir in der Gegenwart nichts verändern. 

Die Definition von Wahnsinn ist, dass wir glauben, etwas anderes würde geschehen, wenn wir immer wieder das Gleiche denken, fühlen und tun. 

Der Ansatz zur Auflösung von Triggern ist stets: Hier und Jetzt. 

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„Richtig“ trauern in der Psychotherapie?

Im Laufe des Lebens kommt es immer wieder vor, dass wir den Verlust eines geliebten Menschen erleiden.

Es ist der Lauf des natürlichen Lebens, Tod und Trauer, welcher immer wieder Verluste mit sich bringt, welche wir verarbeiten müssen. Plötzlich ist man Hinterbliebener. Trauer kann verschiedene Formen annehmen und wird oft von starken Emotionen begleitet. Der Verlust kann den Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung oder den Verlust eines Arbeitsplatzes umfassen. Manchmal müssen wir uns auch trennen von Bildern und Vorstellungen, welche wir von jemandem hatten.

Trauernde Menschen können Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Schuldgefühle und eine tiefe Leere erleben. Manchmal kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um mit dem Verlust umzugehen. Ein Psychotherapeut oder Psychologe in der Nähe kann bei der Bewältigung der Trauer helfen und Wege aufzeigen, wie mit dem Verlust umgegangen werden kann. Durch Gespräche im sicheren Raum einer Psychotherapie oder psychologischen Beratung kann der Trauerprozess begleitet werden und dabei helfen, die aufkommenden Emotionen zu verstehen und zu verarbeiten. 

Rein formal gibt es in der Trauerarbeit vier Phasen der Trauer: Das anfängliche Leugnen, dann das Realisieren durch starke Emotionen, das Sich-Trennen und die Neuorientierung. 

Solche Konzepte wie die Trauerphasen sind ein wichtiger Ansatzpunkt, doch sicher erleben wir alle das Trauern auf eine andere Weise. Und durchlaufen die unterschiedlichen Phasen auch mehrfach. 

Und manchmal braucht es einige Schleifen und wir erleben die gleichen Erinnerungen, Gedanken und Empfindungen mit Emotionen immer und immer wieder. 

Das kann anstrengend werden. Doch es lohnt sich, alle aufkommenden Empfindungen wahrzunehmen und nicht weg zu schieben, auch, wenn es sich sehr unangenehm anfühlt. Alles, was aufkommt in uns, an Gedanken und Empfindungen, hat seine Berechtigung. Sonst wäre es nicht aufgekommen. Es kommt nicht von irgendwo, sondern aus uns, aus unserem Inneren.

Und da sollten wir hinschauen. 

Und uns nicht selbst zensieren und über uns urteilen, sondern uns selbst liebevoll zuhören. Denn hierzu sei gesagt: Keine Empfindung bleibt für immer. Es sind stets Wellen, die kommen und gehen. Manchmal kommen auch starke Wellen, dann wieder schwächer. Oder auch mal gar keine. So wie das Wetter nicht exakt vorhersehbar ist, so sind auch unsere Gedanken, Empfindungen und Emotionen nicht.

Denn wir können nie genau planen, wem wir im Leben begegnen, in welche Situationen wir kommen und was das in Kind auslöst. Die Kunst des Lebens liegt nicht darin, die Wellen zu vermeiden, sondern sie zu reiten. Wer möchte schon mit seinem Surfbrett passiv am Strand stehen, und nur die Wellen des Lebens betrachten?

Jede Träne reinigt uns vom Alten, was wir nicht mehr brauchen, und öffnet uns für den Weg, der vor uns liegt. 

Trauerbegleitung schafft Platz für Neues in uns.