Sehnsucht und Wirklichkeit

In unseren Sehnsüchten zeigen sich unsere, manchmal uns sonst verborgenen, starken Wünsche. Das können Wünsche sein, die sich auf eine lang ersehnte Partnerschaft beziehen, auf einen anderen Beruf, eine andere Region zum Leben oder eine andere Wohnung, die Erfüllung eines Kinderwunsches, der lang ersehnte Ruhestand und vieles mehr. 

Und wir glauben, dass wir glücklich sind, wenn wir bekommen, was wir glauben zu brauchen. Und es bedeutet auch, dass wir aktuell daher nicht glücklich oder zufrieden sein können, da wir XY noch nicht haben. 

Sehnsüchte sind Phantasien 

Sehnsüchte sind letztlich unsere eigenen Vorstellungen und entspringen unserer Phantasie. Sie haben mit der Wirklichkeit nicht unbedingt etwas zu tun. Die Sehnsucht greift lediglich einzelne Aspekte der Wirklichkeit, aber lässt andere Teile der Wirklichkeit unbetrachtet. Hinzu kommt, dass wir uns durch Sehnsüchte von außen abhängig machen, da wir ja auf andere Menschen und Umstände, und auch auf reinen Zufall angewiesen sind. 

Damit delegieren wir jedoch Verantwortung von uns selbst weg, in dem wir sie durch unsere Sehnsüchte nach außen tragen. Das bringt uns in eine passive Position des Wartens. Wenn im Außen jedoch niemand bereit ist, unsere Sehnsucht zu erfüllen, oder es aus anderen Gründen nicht möglich ist, unsere Sehnsucht zu stillen, dann werden wir unzufrieden. 

Was steht hinter der Sehnsucht? 

Vielleicht macht es daher Sinn, wenn wir genauer hinter die Sehnsucht schauen. So können wir herausfinden, was wir wirklich wollen. Dabei schauen wir nur auf uns selbst. Wir können lernen auf unser Herz zu hören, da wir aus den industrialisierten westlichen Gesellschaften häufig unseren Verstand sehr gut zu nutzen wissen. Somit können wir den Verstand einmal ruhen lassen. 

Wir finden dann vielleicht heraus, dass es etwas anderes ist, was hinter der Sehnsucht steht, und was wir uns entweder selbst erfüllen können, oder wir treten wieder hinaus in die Welt, dieses Mal aber mit einem anderen Denken und Handeln. 

Sehnsüchte zu hinterfragen heißt nicht, sich vollkommen zurück zu ziehen von Menschen, sondern im Gegenteil, sich mit Menschen und seiner Umwelt auf eine neue Weise zu verbinden. 

Unhinterfragte, ständige Sehnsüchte halten uns letztlich davon ab, in echte Verbindungen mit der Welt zu treten. Das sollten wir ändern, und die dahinter liegenden Vorstellungen (oft genug deutlich idealisiert) erkunden.