Angst ist ein sehr bedeutsames Gefühl. Sie bringt uns dazu, aufmerksam und vorsichtig zu sein. Sie schärft unsere Wahrnehmung und macht uns wach, da sie unser Leben schützen will. Daher können Ängste als sehr stark empfunden werden. Angst bindet daher auch große Energien und beinhaltet daher ein großes Potenzial.
Die Ängste unserer Vorfahren
Im Extremfall zeigt uns die Angst auf, dass es um unser Leben geht. Unsere Vorfahren haben Angst erlebt, wenn ihr Leben bedroht war. Sie lebten in überschaubaren kleinen Gruppen in der Wildnis und empfanden Angst zum Beispiel dann, wenn sie bei der Jagd auf den bekannten Säbelzahntiger trafen. Die Angst löste dann in ihnen aus, dass sie entweder kämpfen oder fliehen sollen. Sie führte auf jeden Fall dazu, etwas zu tun. Es ging hierbei um eine reale Lebensbedrohung, um Sein oder Nicht-Sein, Leben oder nicht Leben.
Die Ängste der Gegenwart
In der heutigen Zeit passiert es uns allerdings äußerst selten im Alltag, dass wir aufgrund von akuter Lebensgefahr kämpfen oder fliehen müssen. Heutige Ängste entstehen eher aus ganz anderen Gründen: Leben in eng bebauten Städten mit wenig Natur in der Nähe, ein Beruf mit unübersichtlichen Strukturen und zunehmend mehr Aufgaben und Anforderungen, Freizeitstress, täglicher Medienkonsum, man sieht täglich viele Menschen auf der Straße, dazu kommen viele Geräusche vom Verkehr, der Werbung, den Nachbarn, aber auch das eigene Smartphone bietet viele Möglichkeiten zur Reizüberflutung. Das Leben unserer Vorfahren war in vielerlei Hinsicht hart und unerbittlich, aber abseits des Säbelzahntigers oder ähnlichen Gefahren – denen sie nicht täglich ausgesetzt waren – gab es wenig Anlass zur Angst. Das Leben war im Allgemeinen recht übersichtlich.
Ich glaube, dass die komplexe Welt, in der wir heute leben, uns zunehmend überfordert. Daher ist es an uns, zu lernen, damit umzugehen. Unser Leben heute ist nicht mehr so übersichtlich, da wir ständig Informationen ausgesetzt sind sowie Entwicklungen – wie Digitalisierung und Globalisierung – die sich direkt auf unser Leben auswirken, auf die wir aber keinen Einfluss haben. Das Zuviel an Information und die Unübersichtlichkeit dieser Welt können dazu führen, dass wir das Gefühl haben, unser Leben nicht aktiv gestalten zu können. Ängste können dann entstehen, wenn wir uns fremdgesteuert fühlen und nicht sehen, wie wir eine Lösung finden können. Wir fühlen, dass wir die Kontrolle und den Überblick verlieren. Aus dieser Überforderung können Ängste entstehen. Diese können sich dann in Sorgen, Grübeln, Nervosität oder Anspannung äußern. Ich glaube, dass dies auf Dauer auch zu Stress führt.
Aus der Angst ins Leben
Angst hält uns auf Dauer vom Leben ab, weil sie uns hemmt und blockiert. Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Das Gegenteil von Angst ist für mich der Mut. Wenn wir mutig handeln, können wir Ängste überwinden. Und können dann vielleicht feststellen, dass wir gar keine Angst mehr haben.
In einer unübersichtlichen Welt können wir uns zurechtfinden, wenn wir unser Leben einfacher gestalten.
Hier kommen dazu ein paar Ideen von mir:
- Weniger Beziehungen zu Menschen, dafür echte Begegnungen
- Weniger Reisen, dafür mehr genießen
- Auch mal alleine sein und mit sich selbst Zeit verbringen
- Das Smartphone ausschalten (vielleicht erstmal für ein paar Stunden)
- Selbst etwas Kochen, anstatt es To-Go zu besorgen
- Einen Kaffee in einem Café genießen, in einer echten Porzellantasse und gemütlicher Atmosphäre
- Mit dem Gärtnern anfangen (geht auch auf der Fensterbank)
- Meditieren lernen
Und für Fortgeschrittene: Einfach mal nichts tun.