Neuer Schwerpunkt: Übertriebene Verantwortlichkeit

Verantwortung zu übernehmen und damit verantwortlich zu handeln, ist grundsätzlich etwas Gutes.

Wir können etwas bewirken und gestalten durch die Übernahme von Verantwortung, und unser Leben in die eigenen Hände nehmen. Hierin liegt viel Freiheit. 

Doch es kann vorkommen, dass wir zu oft und für zu viele Dinge die Verantwortung übernehmen. Wenn solch ein Handeln zum Verhaltensmuster wird, spricht man von übertriebener Verantwortlichkeit.

Übertriebene Verantwortlichkeit bedeutet, dass wir glauben, den ausschlaggebenden Einfluss für Ereignisse oder wegen eines entstandenen Schadens zu haben.

Dies kann zu diversen psychischen Symptomen führen, und unsere mentale Gesundheit gefährden.

Diese Form der Verantwortung kann folglich überall dort auftreten, wo auch ein Schaden entstehen kann. 

Sie zeigt sich vor allem in den folgenden Dimensionen:

  • Ausgeprägte moralische Ansprüche
  • Gefühl eines hohen Einflusses auf Ereignisse 
  • Einschätzung, dass Unterlassungen genau so schlimm sind wie Handlungen 
  • Neigung, keine Fehler machen zu dürfen 
  • Starkes komplettes Überdenken von Verantwortungssituationen 

Wir lassen dabei jedoch außerhalb der Betrachtung, dass es auch andere Menschen und Umstände gibt, die einen Einfluss auf Ereignisse haben.

Erwartungen und Wirklichkeit

Manchmal fühlen wir uns vielleicht überfordert, wenn wir glauben, dass andere viele Erwartungen an uns stellen.

Das kann sogar bis zur Erschöpfung führen, oder auch Angst und Depression auslösen, wenn wir ständig an Erwartungen von andren denken und in intensive Emotionen von Angst oder Grübelspiralen kommen.

Erwartungen sind verknüpft mit Verantwortung. Wir haben jedoch lediglich Verantwortung für uns und unser Leben, nicht für andere. Es ist wichtig für unsere mentale Gesundheit, zu wissen, wo unsere Verantwortung in einer Beziehung liegt, und wo sie endet.

Dann vergessen wir uns selbst nicht mehr und die Fürsorge für uns selbst.

Doch letztlich kreieren wir vermeintliche Erwartungen von anderen immer in uns selbst.

Niemand erwartet etwas von uns, sondern wir erwarten immer etwas von uns selbst.

So können wir also fragen: „Ist das, was ich gerade denke oder fühle, wirklich eine Erwartung eines anderen an mich?“

Diese Frage hilft als Realitäts-Check, um zu prüfen, ob Erwartungen der Wirklichkeit des anderen, um den es geht, wirklich entsprechen.

Denn das, was jemand anderes uns sendet in Form von Worten, ist nicht immer das, was auch bei uns ankommt.

Dabei hilft auch offene und ehrliche, transparente Kommunikation. So können wir uns verständigen und klar machen, was wir uns vom anderen wünschen, und er oder sie sich von uns.

So entsteht innere Ruhe in uns, wir können einander vertrauen und gute Beziehungen zueinander pflegen, ohne unsere Unabhängigkeit und damit Freiheit aufzugeben.

Denn Beziehungen mit Tiefe können nur auf dieser Basis entstehen, ohne strenge Erwartungen an unserer Gegenüber.

Und so können wir mit der Zeit lernen, auch unsere eigenen Erwartungen an uns selbst – die vermutlich sehr hoch sind – etwas herunter zu schrauben. Für mehr Zufriedenheit, Gelassenheit und Leichtigkeit.

Ich denke nicht, also bin ich

Der Philosoph Descartes hat mal gesagt: „Ich denke, also bin ich“.

Jedoch gilt es gerade für Depression, Ängste und Erschöpfung, dass es weniger Denken braucht.

Denn produktives Denken ist zielgerichtet. Es geht zum Beispiel darum, etwas zu planen, zu rechnen, zu tüfteln oder kreativ zu sein.

Doch das Denken, welches uns auf Dauer ermüdet, ist nicht produktiv. Wir denken und denken, in Schleifen, um immer wieder die gleichen Themen. Das Denken ist unproduktiv, denn selbst nach Stunden kommen wir nicht weiter. Wir sitzen irgendwo, und denken, aber es ändert sich nichts. Denn vom Denken allein bewegen wir uns nicht.

Bevor uns also regelmäßig die Müdigkeit ereilt vom vielen Denken, können wir zum Beispiel Meditation probieren. Dadurch lernen wir mit der Zeit, unsere Gedanken zu beobachten, und dann können wir sie auch lenken.

Jegliche Bewegung hilft auch, denn dann kommen wir in den Körper, und weg vom stets denkenden Geist.

Wir sollten immer daran denken, dass wir nicht nur Kopf sind, sondern auch immer Körper.

Körper und Geist sind eine Einheit. Wenn wir eine Seite überbeanspruchen, dann fühlen wir uns unausgewogen. Etwas fehlt, und etwas anderes ist zu viel.

In diesem Sinne gilt also auch: Ich denke weniger, also bin ich mehr.

Was wir sehen, bestimmt unsere Wirklichkeit

Unsere Vorstellungen über unser Leben machen langfristig unsere Wirklichkeit, in der wir leben.

Dieses Denken kommt aus dem, was wir bisher in unserem Leben erfahren haben, und es ist auch durch die Nachrichten geprägt, welche eher das Negative hervorheben.

Doch die Zukunft schreibt sich nicht fort aus der Vergangenheit. Die Zukunft kann lediglich auf Vorstellungen basieren, da niemand von uns in der Zukunft lebt. Wir alle leben hier und jetzt, in diesem Moment.

Wenn wir oft denken – vermutlich aus Angst – dass Dieses oder Jenes passieren könnte, dann wird dieses Szenario wahrscheinlicher.

Das liegt daran, dass wir beginnen, selektiv wahrzunehmen, also das aus unserer Wahrnehmung filtern, was wir sehen wollen.

Doch was hindert uns daran, zuversichtlich und optimistisch zu sein? Diese Perspektive gibt uns nicht nur ein besseres Gefühl, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Dinge positiv fügen werden. Und wenn wir schon selektiv denken, dann doch am besten positiv!

Denken ist auch Gewohnheit, und mit etwas Übung lassen sich Gewohnheiten ändern.

Angst verstehen

Angst ist eine Emotion. Emotionen kommen und Emotionen gehen. Wir können Emotionen betrachten als Wellen im Meer.

Jede Emotion, auch Angst, ist letztendlich Energie.

Angst weist uns auf potenzielle Gefahr hin und will uns beschützen.

Wenn wir das Gefühl haben, uns in Angst zu verlieren, oder sie uns zu überwältigen droht, dann kann uns das Bild von Wellen helfen.

Keine Emotion dauert länger als 30-120 Sekunden.

Wir machen uns das Leben anstrengend, wenn wir immer wieder in die gleiche Schleife von Emotion kommen, zum Beispiel von Angst. Das kann passieren, wenn wir immer wieder die gleichen Gedanken haben, oder die Emotion der Angst sich in einer Körperempfindung zeigt. Mit der zeit verlieren wir daher Energie, da uns das ständige Gefühl von Angst mehr Energie kostet, als es uns gibt.

Was kann uns helfen?

Jeder Moment unseres Lebens gibt uns die Möglichkeit, alles neu zu betrachten.

Gehen wir mal mit Neugier heran an die Angst: Was will sie uns sagen, oder zeigen? Was steckt hinter der Angst? Und ist die Angst wirklich realistisch, droht uns reale Gefahr?

Wenn wir beginnen, Angst zu hinterfragen, können wir sie verstehen lernen.

Die Angst selbst muss uns keine Angst machen, da sie lediglich eine Empfindung ist, oft verbunden mit Gedanken. Das ist aber nicht die Wirklichkeit, sondern unsere Betrachtung der Wirklichkeit, da wir gerade so empfinden.

Wir müssen uns nicht fürchten vor der Angst. Wenn wir gegen die Emotion ankämpfen, verlieren wir lediglich Energie.

Wenn wir sie hingehen fühlen, die Emotion also durchstehen, können wir zu einer neuen Wahrnehmung der Wirklichkeit gelangen.

Eine Psychotherapie kann dabei helfen, Emotionen zu hinterfragen und zu verstehen.

Grübeln und Angst

Wenn wir ins Grübeln kommen, dann denken wir übermäßig viel nach. Grübeln kann uns von Ängsten ablenken, welche wir nicht anschauen wollen, aber gleichzeitig erschöpft es uns auch.

Denken ist eine wichtige und tolle Sache, nur sollten wir sozusagen „dosiert“ denken. Und vor allem positiv.

Denn denken müssen wir sowieso, also warum dann nicht gleich positiv.

Natürlich wird sich nicht immer das realisieren, was wir uns im Positiven ausmalen. Doch das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung trägt etwas Wahres in sich, da uns positive Vorstellungen und Visionen eher ins Handeln für eine positive Zukunft bringen.

Grübeln hingegen ist häufig oder fast immer in Bezug auf Themen, die uns belasten. Nur bringt es uns wenig, immer wieder in die gleichen gedanklichen Schleifen zu geraten, da sich dadurch nichts ändert.

Und wir wollen ja durch das Denken eigentlich erreichen, dass es uns besser geht und wir die gegenwärtige Situation verändern.

Veränderung kann jedoch nur gelingen, wenn wir in Zukunft anders denken und handeln.

Strategien und Techniken zur inneren Veränderung können wir lernen und trainieren, sofern wir offen und motiviert sind. Dann kommen wir immer seltener in Schleifen des Grübelns über das immer Gleiche und können unser Leben gestalten und besser leben.

Wenn Angst unser Leben beherrscht

Angst ist das stärkste Gefühl, was wir erleben können. Es geht bei der Angst letztlich um unser Überleben, über das Sein oder das Auslöschen unserer Existenz. 

Angst beschützt uns vor Gefahr, was evolutionär gesehen sehr sinnvoll war. 

Angst als Problem 

Das Problem ist nur, dass sich unsere Ängste in heutiger Zeit nur sehr selten auf lebensbedrohliche Situationen bezieht, sondern eher auf negative Vorstellungen unserer eigenen Zukunft, unserer Person oder unserer Umwelt. Dies zeigt sich dann an Grübeln um die gleichen Themen, Sorgen oder es zeigt sich körperlich an Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder anderen Empfindungen. 

Oft ist es auch so – in meiner Wahrnehmung – dass sich hinter Gefühlen von Wut, Traurigsein, Verachtung, Misstrauen, Schamgefühlen und so weiter eigentlich Angst verbirgt. Vielleicht ist es die Angst vor Kontrollverlust (in einer Welt, die wir sowieso nicht verstehen), die Angst vor dem Verlassenwerden, vor dem sozialen Abstieg und so weiter. Häufig rühren diese Ängste aus besagten Vorstellungen, wie das Leben zu sein hat, wie sich jemand zu verhalten hat, also letztlich aus Erwartungen. 

Wenn nun diese Vorstellungen und Erwartungen unser Leben beherrschen und wir uns immer wieder in der gleichen Schleife von diesen Gedanken und Gefühlen drehen, dann stehen wir uns selbst im Weg, weil wir letztendlich unserer Angst nachgeben und sie nicht überwinden. Es ist ein ähnliches Phänomen wie Sigmund Freuds „Wiederholungszwang“. 

Angst aushalten lernen 

Echtes Leben liegt jedoch hinter der Angst, also darin, Ängste zu überwinden. Das hat nichts Esoterisches, sondern Angst überwinden heißt, Dinge zu tun. Und zwar genau die Dinge, die einem Angst machen. Man muss durch die Angst gehen, sie durchstehen und aushalten. Das ist schmerzlich, unangenehm und mag auch andere unangenehme Gefühle hervorrufen. Doch die Mühe lohnt sich. Denn nur so wird Veränderung möglich. 

Über den Nutzen der Angst

Angst ist ein sehr bedeutsames Gefühl. Sie bringt uns dazu, aufmerksam und vorsichtig zu sein. Sie schärft unsere Wahrnehmung und macht uns wach, da sie unser Leben schützen will. Daher können Ängste als sehr stark empfunden werden. Angst bindet daher auch große Energien und beinhaltet daher ein großes Potenzial.

Die Ängste unserer Vorfahren

Im Extremfall zeigt uns die Angst auf, dass es um unser Leben geht. Unsere Vorfahren haben Angst erlebt, wenn ihr Leben bedroht war. Sie lebten in überschaubaren kleinen Gruppen in der Wildnis und empfanden Angst zum Beispiel dann, wenn sie bei der Jagd auf den bekannten Säbelzahntiger trafen. Die Angst löste dann in ihnen aus, dass sie entweder kämpfen oder fliehen sollen. Sie führte auf jeden Fall dazu, etwas zu tun. Es ging hierbei um eine reale Lebensbedrohung, um Sein oder Nicht-Sein, Leben oder nicht Leben.

Die Ängste der Gegenwart

In der heutigen Zeit passiert es uns allerdings äußerst selten im Alltag, dass wir aufgrund von akuter Lebensgefahr kämpfen oder fliehen müssen. Heutige Ängste entstehen eher aus ganz anderen Gründen: Leben in eng bebauten Städten mit wenig Natur in der Nähe, ein Beruf mit unübersichtlichen Strukturen und zunehmend mehr Aufgaben und Anforderungen, Freizeitstress, täglicher Medienkonsum, man sieht täglich viele Menschen auf der Straße, dazu kommen viele Geräusche vom Verkehr, der Werbung, den Nachbarn, aber auch das eigene Smartphone bietet viele Möglichkeiten zur Reizüberflutung. Das Leben unserer Vorfahren war in vielerlei Hinsicht hart und unerbittlich, aber abseits des Säbelzahntigers oder ähnlichen Gefahren – denen sie nicht täglich ausgesetzt waren – gab es wenig Anlass zur Angst. Das Leben war im Allgemeinen recht übersichtlich.

Ich glaube, dass die komplexe Welt, in der wir heute leben, uns zunehmend überfordert. Daher ist es an uns, zu lernen, damit umzugehen. Unser Leben heute ist nicht mehr so übersichtlich, da wir ständig Informationen ausgesetzt sind sowie Entwicklungen – wie Digitalisierung und Globalisierung – die sich direkt auf unser Leben auswirken, auf die wir aber keinen Einfluss haben. Das Zuviel an Information und die Unübersichtlichkeit dieser Welt können dazu führen, dass wir das Gefühl haben, unser Leben nicht aktiv gestalten zu können. Ängste können dann entstehen, wenn wir uns fremdgesteuert fühlen und nicht sehen, wie wir eine Lösung finden können. Wir fühlen, dass wir die Kontrolle und den Überblick verlieren. Aus dieser Überforderung können Ängste entstehen. Diese können sich dann in Sorgen, Grübeln, Nervosität oder Anspannung äußern. Ich glaube, dass dies auf Dauer auch zu Stress führt.

Aus der Angst ins Leben

Angst hält uns auf Dauer vom Leben ab, weil sie uns hemmt und blockiert. Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Das Gegenteil von Angst ist für mich der Mut. Wenn wir mutig handeln, können wir Ängste überwinden. Und können dann vielleicht feststellen, dass wir gar keine Angst mehr haben.

In einer unübersichtlichen Welt können wir uns zurechtfinden, wenn wir unser Leben einfacher gestalten.

Hier kommen dazu ein paar Ideen von mir:

  • Weniger Beziehungen zu Menschen, dafür echte Begegnungen
  • Weniger Reisen, dafür mehr genießen
  • Auch mal alleine sein und mit sich selbst Zeit verbringen
  • Das Smartphone ausschalten (vielleicht erstmal für ein paar Stunden)
  • Selbst etwas Kochen, anstatt es To-Go zu besorgen
  • Einen Kaffee in einem Café genießen, in einer echten Porzellantasse und gemütlicher Atmosphäre
  • Mit dem Gärtnern anfangen (geht auch auf der Fensterbank)
  • Meditieren lernen

Und für Fortgeschrittene: Einfach mal nichts tun.